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Grußwort von Botschafter Manfred Huterer anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der IBB Minsk am 1.09.2019
Sehr geehrter Herr Zuran,
Sehr geehrter Herr Dr. Balakirev,
sehr geehrte Frau Dr. Bobowski,
sehr geehrte Frau Dr. Sahm,
sehr geehrter Herr Sawastenja,
sehr geehrte Herr Dr. Racek,
sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine große Freude und Ehre, heute aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Inter-nationalen Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ zu Ihnen zu sprechen.
Die Ehre ist umso größer, als ich erst vor wenigen Wochen die Leitung der Botschaft Minsk übernommen habe. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Ihnen.
Ein Blick in den Saal zeigt mir, dass wir heute im wahrsten Sinne des Wortes eine Geburtstagsparty feiern: Der bunte Strauß lokaler Initiativen, die hier präsent sind, demonstriert die Verbundenheit der Stadt Minsk mit der IBB. Hier erleben wir eindrucksvoll das, was die IBB ausmacht: die direkte und kreative Begegnung zwischen den Menschen. Ich bin froh, solche Partner wie die IBB Minsk an der Seite der Botschaft zu haben. Für die Visastelle der Botschaft gilt dies sogar im wörtlichen Sinne.
Die IBB Minsk ist heute die wichtigste deutsch-belarussische Plattform für zivilgesellschaftliche Kontakte zwischen unseren beiden Ländern und damit ein tragender Pfeiler unserer Beziehungen.
Die deutsch-belarussischen Beziehungen wie auch die Beziehungen zwischen der EU und BLR haben sich in den letzten Jahren auf allen Ebenen sehr positiv entwickelt: politisch, wirtschaftlich, aber vor allem auch beim kulturellen Austausch.
Unser Ziel ist es, diese positive Dynamik zu erhalten und zu verstärken. Das wird uns dann gelingen, wenn wir das Interesse und die Neugierde an der Entwicklung des anderen behalten. Denn nur so kann Vertrauen weiter wachsen. Die Geschichte der IBB ist hier beispielgebend.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Idee einer Bildungs- und Begegnungsstätte in Minsk ist vor mehr als 30 Jahren aus dem Impuls der Versöhnung entstanden – Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion.
Am Anfang stand die persönliche Begegnung: die Reise von drei Sozialpädagogen aus Dortmund nach Belarus im Jahre 1986 – in jenem Jahr, in dem ich übrigens selbst als DAAD-Stipendiat ein Studienjahr in der Sowjetunion, in Leningrad, verbrachte.
Aus den Eindrücken dieser Reise nach Minsk erwuchs der Wunsch, dem gegenseitigen Verstehen einen stabilen Rahmen zu geben. Mit der offiziellen Eröffnung der IBB im Sommer 1994 wurde das Fundament für dauerhafte Begegnung und Austausch gelegt.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IBB. Sie können heute mit Stolz auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Ich will an dieser Stelle nur einige Highlights ihrer Arbeit erwähnen, um deutlich zu machen, wie signifikant sie die bilateralen deutsch-belarussischen Beziehungen geprägt haben.
„Um eine gute Zukunft zu schaffen, bedarf es des Erinnerns an die Vergangenheit.“
Das waren die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau über die Aufgabe der 2003 eingerichteten Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“. Sie ist die maßgebliche deutsch-belarussische Einrichtung für gemeinsame Erinnerungsarbeit. Ihr Standort könnte passender nicht sein: Es handelt sich um das einzige erhaltene historische Haus auf dem Gelände des ehemaligen Minsker Ghettos. Insbesondere heute, wo nur noch wenige Zeitzeugen leben, die über die Zeit des nationalsozialistischen Terrorregimes und den Holocaust berichten können, ist eine solche Bildungsstätte von immenser Bedeutung. Sie vermittelt der jüngeren Generation ein Bewusstsein für die Geschichte und für die damit verbundene Verantwortung, eine Gesellschaft zu schaffen, die Fremdenfeindlichkeit und Hass keinen Raum lässt. Nur wenn wir wissen, was war, können wir wissen, was künftig sein soll. Deswegen müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, damit diese Stätte der Begegnung und des Lernens erhalten bleibt.
Meine Damen und Herren,
ganz zentral für die Bundesregierung ist die Durchführung des vom BMZ finanzierten Förderprogramms Belarus durch die IBB. Das Besondere an diesem Programm ist, dass alle Vorhaben von Bürgerinitiativen in direktem Austausch mit den Kommunalverwaltungen vor Ort initiiert und umgesetzt werden. Allein in der achten Förderphase, die im März ausgelaufen ist, waren es 22 deutsch-belarussische Partnerschaftsprojekte, von denen häufig auch benachteiligte Gruppen profitierten.
Die IBB Minsk ist aber vor allem ein Ort der Begegnung und eine Plattform für die Diskussion von Fragen, die die Gegenwart und Zukunft der deutsch-belarussischen Beziehungen betreffen. Ich denke hier insbesondere an das „Minsk-Forum“, bei dem jedes Jahr viele deutsche und belarussische Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenkommen. Ich freue mich schon jetzt auf die Veranstaltung Ende diesen Jahres.
Meine Damen und Herren,
um Zukunft politisch zu gestalten, muss man alte Freundschaften pflegen und neue Partnerschaften begründen. Gerade in Zeiten, in denen die Gefahr besteht, dass sich neue Gräben zwischen Ost und West wieder auftun, brauchen wir mehr und nicht weniger Dialog und Begegnung. Daher kann man mit Fug und Recht sagen: Wenn es die IBB nicht schon gäbe, müssten wir sie jetzt neu erfinden als Laboratorium für neue Formen der Zusammenarbeit und des Dialogs.
Für das Vergangene, aber auch das „Hier und Heute“ möchte ich Ihnen als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland meine Anerkennung und meinen ganz herzlichen Dank aussprechen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit