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Botschafter Manfred Huterer legte anlässlich des Volkstrauertages am 14.11.2021 Kränze auf Soldatenfriedhöfen in Minsk nieder
Botschafter Manfred Huterer legte auf dem Soldatenfriedhof Tarassowo bei Minsk im kleinen Kreis einen Kranz nieder und gedachte mit einem Totengedenken den Opfern beider Weltkriege sowie von Gewaltherrschaft. Ein zweiter Kranz wurde an einem Denkmal für gefallene Soldaten der Roten Armee abgelegt.
Mit dem nachfolgenden Grußwort wendet sich Botschafter Huterer an alle Leser.
Meine Damen und Herren,
auch in diesem Jahr gedenken wir anlässlich des Volkstrauertages der Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken insbesondere der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Belarus war grausamer Schauplatz des 2. Weltkriegs mit fast 3 Millionen belarussischen Toten. Mit dem barbarischen Vernichtungskrieg Hitler-Deutschlands gegen die Sowjetunion der vor 80 Jahren begann erreichte das systematische Morden gerade hier eine präzedenzlose Dimension. Das dürfen und werden wir Deutsche nie vergessen.
Der Volkstrauertag fand leider auch in diesem Jahr unter Pandemiebedingungen statt und konnte nicht im größeren Kreis begangen werden.
Ich habe gemeinsam mit dem Verteidigungsattaché, Vertretern des Volksbundes und des belarussischen Außenministeriums einen Kranz auf dem Friedhof Tarassowo niedergelegt. An diesem Ort befinden sich die Gräber von 1098 deutschen Kriegsgefangenen des 2. Weltkrieges, die fern ihrer Heimat ihr Leben verloren haben.
Unweit dieser deutschen Grabstätte befinden sich auch drei Gräber belarussischer Widerstandskämpfer und Soldaten. Diese 14 Menschen haben sich der Besatzungsmacht widersetzt und dabei ihr Leben verloren – auch ihnen galt unser Gedenken.
Eine weitere Kranzniederlegung fand im Anschluss am Denkmal der gefallenen Soldaten der Roten Armee in der Nähe unseres Konsulates statt.
Meine Damen und Herren,
seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind über 75 Jahre vergangen. Der Krieg ist ein ferner, aber kein abgeschlossener Teil unserer Vergangenheit. Die furchtbare Erfahrung seiner Schrecken ist Teil unserer Identität wie unserer Sehnsucht nach Frieden.
Wir alle brauchen diese Momente des Innehaltens, genauso wie wir Orte des Mahnens brauchen. Gedenktage wie Denkmale bringen zum Ausdruck, welche Ereignisse und Erfahrungen unserer Geschichte wir im Bewusstsein auch künftiger Generationen bewahren und lebendig halten wollen und müssen.
Trotz all dieser Schrecken der Weltkriege wurden seit 1945 erneut Hunderte von Kriegen überall auf der Welt geführt. Millionen von Menschen wurden Opfer - Opfer von Krieg, Verfolgung, Vertreibung, fanatischem Terror. Und nach wie vor ist Gewalt weltweit verbreitet, um andere - einzelne Menschen, Gruppen oder Staaten - zu unterdrücken. Es ist gerade unsere besondere deutsche Verantwortung und Verpflichtung, gegen jede Form von Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit sowie gegen Gewalt vorzugehen. Nie wieder dürfen Staat und Gesellschaft es zulassen, dass Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer politischen Einstellung und ihrer sexuellen Orientierung verachtet, gedemütigt oder bedroht werden. Mit Gewalt lassen sich keine Probleme lösen. Dies gilt in den Beziehungen von Staaten untereinander, aber auch innerhalb von Staaten und Gesellschaften.
Wir Nachgeborenen haben versprochen und bekräftigen, dass wir die Schrecken der Geschichte nicht vergessen werden, dass wir die Erinnerung an sie bewahren und die Lehren aus ihr für die Zukunft ziehen werden. Heute gilt – fast schon mehr denn je – Widerstand gegen das Vergessen zu mobilisieren und dem „Nie wieder Krieg“ eine über Generationsgrenzen hinweg feste Verankerung zu geben.
Wir verneigen uns in Trauer vor den Opfern und bleiben ihnen verbunden in der dauerhaften Verpflichtung für Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit.