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Grußwort von Botschafter Manfred Huterer beim Gedenk- und Filmabend mit dem Buchenwald-Überlebenden Andrei Iwanowitsch Moissejenko

11.07.2022 - Artikel
Gedenk- und Filmabend
Gedenk- und Filmabend, 08.07.2022 © Deutsche Botschaft Minsk

Am Freitag, den 8. Juli fand eine Begegnung von Botschafter Manfred Huterer mit einem der letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald, Andrei Iwanowitsch Moissejenko, statt.

Gedenk- und Filmabend
Gedenk- und Filmabend, 08.07.2022 © Deutsche Botschaft Minsk

In diesem Rahmen lud Botschafter Huterer zu einer Vorführung des Dokumentarfilms „Ich, Andrei Iwanowitsch (Я, Андрей Иванович)“ (2018), gewidmet der einzigartigen Lebensgeschichte des Zeitzeugen und anschließender gemeinsamer Diskussionsrunde mit Regisseur Hannes Farlock ein.

Gedenk- und Filmabend
Gedenk- und Filmabend, 08.07.2022 © Deutsche Botschaft Minsk

Botschafter Huterer eröffnete den Abend mit einer kurzen Rede:

„Sehr geehrter Herr Iwanowitsch Moisejenko,

sehr geehrter Herr Farlock,

sehr geehrter Herr Andrushkevich,

sehr geehrte Damen und Herren,

für Ihr Kommen danke ich Ihnen allen herzlich – ganz besonders natürlich Ihnen, sehr geehrter Herr Iwanowitsch Moisejenko. Es ist für mich als Deutscher Botschafter eine große Ehre, Sie heute Abend hier empfangen zu dürfen.

Für die Deutsche Botschaft Minsk ist das historische Erinnern und unsere Unterstützung für die historische Arbeit ein äußerst wichtiger Schwerpunkt unserer Aktivitäten in Belarus. Die Verbrechen, die Deutsche und andere in deutschem Namen während des Zweiten Weltkriegs gerade in Belarus begangen haben, sind barbarisch und unverzeihlich. Als Deutsche bekennen wir uns zu unserer Verpflichtung, der Opfer dieser Taten zu gedenken, die historische Erinnerung zu pflegen – und dazu, mit all unseren Kräften für das “Nie wieder!„ zu wirken. Belarussinnen und Belarussen haben die Kraft und den Großmut gefunden, den Deutschen die Hand zu reichen. Sie eröffneten den Weg zu einer Versöhnung. Dafür bin ich persönlich und sind wir Deutsche überaus dankbar. Das Geschenk der Versöhnung werden wir unbedingt bewahren.

Gerade das historische Erinnern und Forschen ist ein Feld, auf dem Deutsche und Belarussen durch gemeinsame wissenschaftliche und pädagogische Arbeit Verbindungen untereinander geschaffen und Versöhnung gestaltet haben. So wie Sie es getan haben, sehr geehrter Herr Iwanowitsch Moisejenko, sehr geehrter Herr Farlock. Und in der Entstehungsgeschichte Ihres Filmprojekts und dieses Abends selbst finden sie sich ja alle, die so wichtigen Pfeiler der deutsch-belarussischen Zusammenarbeit in Forschung und Erinnerung: Die Geschichtswerkstatt, in der Sie beide sich kennen gelernt haben! Die IBB, die den heutigen Abend initiiert hat, wofür ich mich herzlich bedanke! Der heutige Filmabend beweist eindrucksvoll die Kraft und Lebendigkeit dieser Institutionen, die wir auch in schwierigen Zeiten unbedingt erhalten müssen.

In Ihrem Leben, sehr geehrter Herr Iwanowitsch Moisejenko, finden sich alle Marken und Narben der jüngeren europäischen Geschichte: Geboren in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, Ihr Vater fiel als Soldat, Ihre Stiefmutter wurde Opfer des verbrecherischen deutschen Vernichtungskriegs, Sie selbst wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt, im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert, auf einem Todesmarsch im April 1945 von US-Soldaten befreit. Seit 1947 – wenn ich richtig informiert bin – leben Sie in Minsk, und beginnen Jahrzehnte später – als nicht mehr ganz junger Mann – Deutsch zu lernen, um sich auf Reisen nach Deutschland vorzubereiten. Dort besuchten Sie regelmäßig die Gedenkstätte KZ Buchenwald und suchten auch die Begegnung und das Gespräch mit jungen Deutschen. Beim Deutschlernen in Minsk, sehr geehrter Herr Iwanowitsch Moisejenko, sehr geehrter Herr Farlock, lernen Sie sich dann vor Jahren kennen und werden Freunde.

Was für ein Leben! Und – in all seinen Stationen – was für ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass Geschichte niemals als Propaganda-Waffe taugt, die gegen andere gerichtet werden könnte!

Sehr geehrter Herr Farlock, Sie haben Ihr – übrigens auch von einem deutsch-belarussischen Team – realisiertes Werk einmal als einen Film beschrieben “über den Mann, der das Leben absolut positiv sieht.„ Optimismus können wir auch heute in vielerlei Hinsicht sehr gut gebrauchen. Ich freue mich auf den Film und danke Ihnen, sehr geehrter Herr Iwanowitsch Moisejenko, sehr geehrter Herr Farlock, noch einmal sehr herzlich für Ihr Engagement und Ihr Kommen“.

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